GEMA in Rente!

21. Juni 2009

Die GEMA ist scheinbar am Ende, oder wie soll man sich die Entwicklungsgeschwindigkeit dieses Instituts, die an Galápagos – Schildkröten erinnert, sonst erklären, die in der heutigen Zeit nur als überholt betrachtet werden muss. Der Protest gegen die alten Strukturen wird solange ignoriert, bis es nicht mehr geht. Bestes Beispiel ist die Aktion („Musiktheater“) von Johannes Kreidler, die in den Medien starke Resonanz fand. Scheinbar muss man zu solchen Mitteln greifen um die GEMA zum Umdenken zu zwingen und wenn das so ist, dann hat sie nicht begriffen, dass es heute kaum noch möglich ist sich nicht der neuen „Medienlage“ anzupassen.

Bei dem virtuellem Pitch (Blog-Seminar / Zukunft der Musik , 09.06.2009), bei dem die Idee die GEMA zu ersetzen bzw. eine Alternative anzubieten, auf positive Resonanz stieß, fiel mir der Artikel im Handelsblatt („GEMA fordert 600 Prozent mehr“, 29.01.2009) wieder ein, auf dessen Thematik einige Beiträge hier im Blog auch schon Bezug genommen haben. Ursprünglich basierte meine Idee zu Thema „Killeraplikation 2.0“ auf einem anderen Artikel (Spiegel-Online, 08.06.2009) bei dem es um ein anderes Vergütungssystem bei Blog-Journalisten geht (Trueslant). Der Rip-Off, den ich vorläufig „Music-Port“ taufte, hat diese Idee aufgegriffen und abgewandelt. Autoren bauen sich einen Leserstamm auf und werden nach Abonnenten bzw. der Anzahl gelesener (bzw. angeklickter) Artikel vergütet. Sie bündeln sich weiterhin unter dem Dach eines Verlages (Trueslant), der für sie die Plattform stellt und sie bezahlt. Das scheint bei Texten zu funktionieren, warum nicht also auch mit Musik?

Das Problem sinkender Zeitungsverkäufe kennt der Printbereich genauso wie die Musikindustrie. Man plant auchdas umgekehrte Modell (Verlage planen eine Art „GEMA für Onlinetexte“). Auf lange Sicht wird immer mehr ins Internet verlagert. Natürlich nicht ALLES, aber Computer die keine Festplatte mehr haben, da man auch diese ins Netz verlegen kann, gibt es ja schon. Was früher noch auf Videokassette aufgenommen wurde und später auf CD und DVD, findet sich heute bei Youtube, Clipfish, MyVideo oder GoogleVideo und ist ein gutes Beispiel der neuen Lage, die von der Gema beharrlich bis zu geht-nicht-mehr ausgeblendet wurde.

Mittlerweile einigten sich Youtube und Gema zwar, dieser Prozess ist aber wohl noch lange nicht abgeschlossen. Erstens muss viel auf Seiten der GEMA nachgeholt werden und zweitens kann man nicht absehen, wohin sich das Internet noch entwickelt, das die Entwicklungen maßgeblich antreibt. Jedenfalls ist es nicht ratsam sich diesen Entwicklungen, die mehr und mehr Bedeutung für Gesellschaft und Wirtschaft haben zu ignorieren. Die GEMA mit ihrer (Quasi-) Monopolstellung hat sich da lange Zeit gelassen und bekommt jetzt die Rechnung präsentiert – sie MUSS nachrüsten und umdenken. Diese Notwendigkeit findet sich auch in der Petition (v. 19.05.2009), die dem Bundestag vorliegt.

[…] Der Deutsche Bundestag möge beschließen….dass das Handeln der GEMA auf ihre Vereinbarkeit. mit dem Grundgesetz, Vereinsgesetz und Urheberrecht überprüft wird und eine umfassende Reformierung der GEMA in Hinblick auf die Berechnungsgrundlagen für Kleinveranstalter, die Tantiemenberechung für die GEMA-Mitglieder, Vereinfachung der Geschäftsbedingungen, Transparenz und Änderung der Inkasso-Modalitäten vorgenommen wird.[…]

An dem Ausmaß der Reaktionen, allein in diesem Blog, lässt sich leicht erkennen, wie das Bild der GEMA in der Wahrnehmung auch Nicht-Betroffener ist. Ganz zu schweigen von denen, die mit diesem Saurier zu kämpfen haben und denen sofort andere Mittel einfallen, für gerechtere Preise bzw. Vergütungen zu sorgen. Der Widerstand formiert und organisiert sich. Eine Abschaffung ist kurzfristig wohl unrealistisch, aber es wird sich zeigen, ob dieses Modell langfristig noch tragbar ist.